Lipödem, was tun? – vom Umgang mit der Fettverteilungsstörung
Das Lipödem ist eine chronische Krankheit, vor der sich viele Frauen fürchten. Sie gehört zu den sogenannten „Tabukrankheiten", über die nicht gern gesprochen wird. Im Fall des Lipödems liegt es vermutlich daran, dass seine Folgen die Körperästhetik massiv beeinträchtigen können, die Ursache jedoch kaum bekannt ist. Erst seit relativ kurzer Zeit trägt eine verstärkte Berichterstattung dazu bei, das Lipödem nicht voreilig als Fettleibigkeit abzutun und die betroffenen, häufig stark verunsicherten Frauen nicht zusätzlich zu belasten.
In diesem Beitrag beschäftigen wir uns mit der Fettverteilungsstörung, verraten, wie Sie das Lipödem erkennen können und welche Möglichkeiten zur Behandlung bekannt sind. Hier sehen Sie eine Übersicht der einzelnen Unterthemen – mit einem Mausklick springen Sie zum gewünschten Abschnitt.
- Was ist ein Lipödem?
- Woher weiß ich, dass ich ein Lipödem habe?
- Lipödem – die drei Stadien
- Was kann man gegen ein Lipödem tun?
- Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
- Liposuktion – die Operation zur Reduzierung des Fettgewebes
- Kann man ein Lipödem stoppen?
- Was passiert, wenn man ein Lipödem nicht behandelt?
Was ist ein Lipödem?
Lipödem – was ist das? Das Lipödem ist eine chronische Fettverteilungsstörung, die ausschließlich Frauen betrifft. Es kommt dabei zu schwach bis sehr stark ausgeprägten Ansammlungen von Fettgewebe, welche sich weder durch Sport noch Diät beseitigen oder abtrainieren lassen. In erster Linie sind Gesäß und Beine von der Fettverteilungsstörung betroffen, doch auch an den Armen kann es zu Fettansammlungen kommen. Auch das Gefühl schwerer Beine sowie Schmerzen bereits bei leichtem Druck addieren sich zu den Symptomen. Je nach Ausprägung des Lipödems begleiten psychische Beschwerden diese Krankheit, die mit Beeinträchtigungen des Körpergefühls bis zu starken körperlichen Einschränkungen einhergehen können.
Eine verstärkte Aufklärung, Bekanntmachung und Enttabuisierung des Lipödems ist höchst wünschenswert. Denn nach einer Studie aus dem Jahr 2011 (Marshall und Schwahn-Schreiber) sind fast zehn Prozent der Frauen hierzulande von sichtbaren Ausprägungen des Lipödems betroffen – mehr als drei Millionen. Dennoch dauert es im Schnitt bis zu zehn Jahre, bis die Diagnose Lipödem gestellt wird und die Behandlung beginnen kann. In einem Viertel der bekannten Fälle dauerte es sogar rund 30 Jahre, bis die Krankheit einwandfrei festgestellt wurde. Auch die gesetzlichen Krankenkassen beginnen nur sehr zögerlich und oft wenig effektiv, die vorhandenen Therapien zu unterstützen, obwohl die Behandlung des Lipödems durchaus möglich ist.
Woher weiß ich, dass ich ein Lipödem habe?
Im frühen Stadium ist vom Lipödem oft noch nichts zu sehen. Zu den ersten Symptomen zählen Schmerzen in den Beinen, die im Laufe des Tages zunehmen. Diese Schmerzsymptome treten scheinbar grundlos auf. Es entwickelt sich eine hohe Schmerzempfindlichkeit bei Berührungen und Druck. Viele betroffene Frauen beschreiben ein Gefühl der Spannung in den Beinen. Das Hochlagern der Extremitäten bringt keine Linderung.
Zusätzlich kommt es schon in diesem frühen Lipödem-Stadium zu Erschöpfungsgefühlen in den Beinen. Im Stehen oder Sitzen verstärken sich diese Symptome eher. Durch ein Lipödem verursachte Schmerzen können eine extreme Intensität erreichen. Niedriger Luftdruck und warme Temperaturen verstärken die Beschwerden ebenfalls. Eine Reise im Flugzeug würde beispielsweise durch den wechselnden Luftdruck starke Beinschmerzen verursachen. Diese Schmerzen sind das erste Warnsignal, um ein Lipödem zu erkennen.
Ein weiteres Zeichen für ein Lipödem ist die übermäßige Neigung zu blauen Flecken und Blutergüssen an den unteren Extremitäten. Da die Krankheit die Kapillargefäße des betroffenen Gewebes beeinträchtigt, bersten diese winzigen Gefäße schon bei geringer Krafteinwirkung. So ziehen bereits vergleichsweise leichte Stöße ausgedehnte Hämatome nach sich.
Im weiteren Verlauf der Krankheit bilden sich dann Fettansammlungen, die sich zunehmend auf die Proportionen des Körpers auswirken. Je nach Verteilungsmuster des Lipödems wirken Beine, Gesäß oder Hüften deutlich dicker als andere Körperpartien. Dies ist natürlich besonders auffällig bei zuvor schlanken Frauen. Bei bereits bestehendem Übergewicht fallen diese Fettansammlungen anfangs oft noch nicht auf. Die Fettablagerungen bilden sich zudem symmetrisch auf beiden Körperseiten aus. Diese Symmetrie gehört zu den wichtigsten Merkmalen, ein Lipödem zu erkennen.
Der sichtbare Unterschied zwischen dem Lipödem und der Adipositas – der allgemeinen Fettzunahme – wird durch die Verteilung der Fettablagerungen am Körper deutlich. Die „normale“ Gewichtszunahme betrifft in der Regel alle Körperpartien. Zwar sind auch dann manche Bereiche (zum Beispiel Po, Bauch oder Hüften) stärker betroffen als andere, doch beim Lipödem wird die zunehmende Fehlproportionierung sehr deutlich. Zusätzlich kann sich Orangenhaut bilden, bei der sich kleine Knötchen unter der Haut ertasten lassen.
Hände und Füße sind grundsätzlich nicht von krankhaften Fettansammlungen betroffen. An den Armen selbst können Symptome auftreten, was jedoch längst nicht bei jedem Lipödem passiert. Sind die Arme von der Fettverteilungsstörung betroffen, verteilt sich das Fett im gleichen symmetrischen Muster wie an den Beinen. Es bilden sich Fettpolster aus, die an den Fußknöcheln, beziehungsweise an den Handgelenken enden. Bei starken Formen des Lipödems bilden sich Überhänge von Fettgewebe, die wie Hosenbeine über die Knöchel herabhängen. Man spricht daher auch von den sogenannten „Reiterhosen“ oder „Pumphosen“.
Das Lipödem kann in drei verschiedenen Fettverteilungsmustern auftreten:
- Oberschenkel-Typ: Fettablagerungen finden nur an Hüften und Oberschenkeln statt. Umgangssprachlich spricht man von „Reiterhosen“.
- Unterschenkel-Typ: Das Lipödem dehnt sich auch auf die Unterschenkel aus. Es wird auch als „Bundhose“ bezeichnet.
- Knöchel-Typ: Die schwerste Form des Lipödems, bei der es zum kragenartigen Fettüberhang an den Fußknöcheln kommt, der an „Pumphosen“ erinnert.
Das Lipödem neigt dazu, sich zu verstärken. Es kann jedoch auch in seiner Entwicklung stehenbleiben – in manchen Fällen stoppt die übermäßige Fettablagerung aus derzeit noch unbekannten Gründen. Diese Phasen können Jahre dauern, bis es zu erneuten Verschlimmerungen kommt. In seltenen Fällen bleibt die Krankheit dann sogar ein Leben lang inaktiv. Wird das Lipödem aktiv, treten häufig Schübe auf, die drastische Zunahmen an Fettgewebe mit sich bringen.
Im Falle eines Lipödems führen weder regelmäßiger Sport noch disziplinierte Diäten dazu, dass sich die Fettpolster wieder zurückbilden. Dies ist ein weiterer, klarer Hinweis, dass die Fettverteilungsstörung vorliegt. Allerdings können Sport und Ernährung sehr wohl dazu beitragen, die Fettverteilungsstörung zu bremsen und zu bekämpfen.
Was verursacht ein Lipödem?
Zwar sind die Ursachen noch unklar, doch vieles deutet darauf hin, dass hormonelle Fehlfunktionen das Lipödem verursachen. Das Auftreten der Krankheit während Schwangerschaften, am Ende der Pubertät oder im Laufe der Wechseljahre ist ein Argument dafür. In diesen Phasen kommt es jeweils zu starken Veränderungen im Hormonhaushalt. Zudem kommt das Lipödem oft mehrfach innerhalb einer Familie vor, was auf eine genetische Veranlagung hindeutet. Leider konnte die Forschung bislang nicht die tatsächlichen Ursachen für die krankhaften Fettablagerungen feststellen.
Bei Kindern sind Lipödeme unbekannt – die Krankheit tritt frühestens gegen Ende der Pubertät auf. Auch Männer erkranken praktisch nie am Lipödem. Ein einziger Fall ist bekannt, in dem ein Lipödem bei einem ansonsten gesunden Mann aus Taiwan diagnostiziert wurde. Ansonsten treten für ein Lipödem typische Störungen des Fettgewebes bei Männern nur im Zusammenhang mit schweren Krankheiten auf, welche den Hormonhaushalt beeinflussen (zum Beispiel als Folge von Leberzirrhose).
Lipödem – die drei Stadien
- Lipödem Stadium 1: Im frühen Stadium des Lipödems beginnt sich bereits die Form der „Reiterhose“ abzuzeichnen. Die Haut ist noch glatt, zeigt jedoch klare Anzeichen von Orangenhaut, wenn sie zusammengeschoben wird. Das tiefere Hautgewebe – die Unterhaut – fühlt sich dicker und zugleich weicher als normal an. In manchen Fällen lassen sich jetzt bereits, kleine harte Knötchen unter der Haut ertasten.
- Lipödem Stadium 2: Die Fettablagerungen im Gewebe sind soweit fortgeschritten, dass eine klare Reiterhosen-Form entstanden ist. Gerade bei Frauen mit schlankem Oberkörper zeigt sich die Diskrepanz zur Masse der unteren Körperhälfte jetzt sehr deutlich. Auch die Hautoberfläche ist nun von Dellen und größeren Knoten gezeichnet. Man spricht jetzt nicht mehr von der Orangen-, sondern von der „Matratzenhaut“. Das Lipödem ist nun deutlich als solches zu erkennen.
- Lipödem Stadium 3: Im dritten Stadium beginnt das Unterhautgewebe sich zu verhärten. An den Innenseiten der Oberschenkel und im Bereich der Knie bilden sich sogenannte „Wammen“ – ausgeprägte Fettlappen. Die Beinform entspricht inzwischen der „Pumphose“, mit über die Fußknöchel herabhängenden Fettkragen. Die deformierenden Fettablagerungen führen dazu, dass Hautpartien aneinander reiben, was schmerzhafte Scheuer-Wunden nach sich zieht. Hier drohen auch Entzündungen, die sich zu gefährlichen Folgeerkrankungen wie der Gürtelrose ausweiten können. Die Veränderung der Körperproportionen zwingt die Beine zudem in eine X-Haltung, was wiederum die Belastung der Gelenke erhöht. In dieser Phase kann es auch zur Ausprägung eines Lymphödems kommen.
Der Übergang zwischen den Stadien des Lipödems ist fließend. Einzelne Symptome können auch in anderen Stadien auftreten. Vor allem das Schmerzempfinden ist von Patientin zu Patientin unterschiedlich.
Lipödem in Verbindung mit einem Lymphödem
Ein Lymphödem ähnelt einem Lipödem, weil es ähnliche Symptome verursacht. Allerdings sind es hier Störungen im Abfluss der Lymphflüssigkeit, die für eine Ansammlung von Flüssigkeit – nicht Fett – sorgen. Die entstehenden Schwellungen betreffen auch Hand- und Fußrücken, treten dabei jedoch normalerweise nur an einer Körperseite auf. Das Lymphödem ist außerdem schmerzfrei.
Allerdings kann ein schweres Lipödem die Entstehung eines Lymphödems begünstigen. Die Fettablagerungen schränken dann den Lymphfluss ein, sodass sich zusätzlich Lymphe im Gewebe ablagert. Das gemeinsame Auftreten der Beschwerden wird als Lipo-Lymphödem bezeichnet.
Was hilft gegen das Lipödem?
Obwohl das Lipödem derzeit nicht als heilbar gilt, gibt es doch einen Lichtblick für betroffene Frauen: die Krankheit lässt sich behandeln. Die erste Hürde liegt dabei in der rechtzeitigen Diagnose – zu oft wird ein beginnendes Lipödem als Fettleibigkeit behandelt. Doch sind die Erfolgsaussichten der meisten Gegenmaßnahmen in der frühen Phase am besten. Die Behandlung der Fettverteilungsstörung zielt darauf ab, Symptomen wie Schmerzen und der Zunahme der Fettablagerungen entgegenzuwirken. Außerdem wird versucht, sekundäre Erkrankungen wie Hautentzündungen oder die Ausprägung eines Lymphödems zu verhindern.
Achtung: Benutzen Sie auf keinen Fall Abführmittel oder Tabletten zur Entwässerung (Diuretika). Diese Mittel eignen sich nicht zur Behandlung des Lipödems – sie können die Situation sogar verschlimmern. Durch den Wasserverlust kann die relative Eiweißkonzentration im Fettgewebe ansteigen. Lässt die Wirkung der Tabletten nach, zieht das Gewebe dann umso mehr Wasser an und lässt die Fettablagerungen sogar noch wachsen.
Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE)
Die Komplexe Physikalische Entstauungstherapie (KPE) wurde ursprünglich entwickelt, um chronische Lymphödeme zu behandeln. Mittlerweile wurde das Verfahren angepasst, um auch Lipödeme behandeln zu können. Die KPE ist in zwei Phasen unterteilt, wobei auf eine erste Entstauungsphase eine Erhaltungsphase folgt, um erzielte Erfolge zu stabilisieren. Im Folgenden stellen wir Ihnen die Maßnahmen vor, die zu einer KPE gehören.
Manuelle Lymphdrainage (MLD)
Die manuelle Lymphdrainage (MLD) ist eine spezielle Art der Massage. Die MLD wird sehr sanft, mit minimalem Druck durchgeführt und soll die Lymphgefäße beim Abtransport von Flüssigkeit und Eiweißen unterstützen. Dabei wird grundsätzlich vom Kopfende her in Richtung des Ödems massiert.
Beim reinen Lipödem fließt die Lymphflüssigkeit meist noch ausreichend von allein – die manuelle Lymphdrainage wird hier vor allem wegen ihrer schmerzreduzierenden Wirkung genutzt. Der Druckschmerz eines Lipödems lässt sich durch die MLD lindern. Dadurch wird es betroffenen Frauen erleichtert, Kompressionsstrümpfe oder Kompressionsbandagen zu tragen.
Kompressionstherapie & Kompressionsstrümpfe
Die Kompressionstherapie stellt einen entscheidenden Faktor bei der Behandlung von Lipödemen und Lipo-Lymphödemen dar. In der Frühphase eines Lipödems kann der konsequente Einsatz der Kompressionstherapie das Voranschreiten der Krankheit drastisch verlangsamen oder sogar zum Stehen bringen. Es ist entscheidend für den Erfolg, dass die Patientin ihre Kompressionsstrümpfe den ganzen Tag über durchgehend von morgens bis abends trägt.
Die Kompressionswirkung besteht in einer verbesserten Mikrozirkulation des Blutes bis in die tieferen Hautschichten. Das Hautgewebe wird durch den Kompressionsstrumpf unter Druck gesetzt, was Kapillargefäße und Zellen dichter zusammenrücken lässt. Kürzere Wege für den Blutfluss führen in diesem Fall zu einer besseren Versorgung der Zelle und erleichtern den Abtransport von Abfallprodukten. Zugleich kann weniger Flüssigkeit ins Gewebe einsickern. Tritt das Lipödem auch an den Armen auf, können auch dort entsprechende, lange Kompressionshandschuhe getragen werden.
Welche Kompressionsstrümpfe bei einem Lipödem getragen werden, sollten sie im Zweifel medizinisch abklären lassen, denn es gibt unterschiedliche Arten. Einfache Stützstrümpfe sind ungeeignet, da sie nur eine leichte Unterstützung der Venen bieten. Im Falle eines Lipödems ist zu medizinischen Kompressionsstrümpfen zu raten, welche in vier Klassen eingeteilt sind. Dabei üben Strümpfe der Klasse I am wenigsten, die der Klasse IV am meisten Druck auf das Gewebe aus.
Eine Kompressions-Bandagierung wird für gewöhnlich nur beim Lipo-Lymphödem eingesetzt. Sie hilft dabei, Einlagerungen von Ödemwasser abzuleiten und wird nur so lange benutzt, wie sich das Ödem reduzieren lässt. Von diesem Zeitpunkt an werden wieder Kompressionsstrümpfe zur Behandlung des Lipödems getragen.
Dynamische Kompressionstherapie
Dieses relativ neue Verfahren stellt eine Alternative zur manuellen Lymphdrainage dar. Bei der dynamischen Kompressionstherapie werden Jacken- oder Hosenmanschetten getragen, die über zahlreiche Luftkammern verfügen, welche sich nacheinander von den Füßen oder Handgelenken aufwärts aufpumpen lassen. Durch regelmäßiges Ablassen der Luft und erneutes Aufpumpen wird ein ganz ähnlicher Massageeffekt wie bei der MLD erzielt.
Ein großer Vorteil dieser Methode ist, dass sie sich in der Eigenbehandlung anwenden lässt. Anwenderinnen können mitunter komplett auf eine MLD verzichten und mit einem Heimgerät selbst eine Schmerzverringerung erreichen und Flüssigkeitseinlagerungen entgegenwirken.
Gesunde Ernährung und Sport mit Lipödem
Es ist leider nicht möglich, das Lipödem durch eine Diät zu heilen. Doch können eine gesunde Ernährung sowie körperliche Aktivität der Bildung neuer Fettablagerungen entgegenwirken. Da Lipödem-Patientinnen zudem auch oft mit „normaler“ Übergewichtigkeit zu kämpfen haben, ist ein gesunder Lebenswandel neben der medizinischen Behandlung der Fettverteilungsstörung grundsätzlich ratsam. Gerade in der frühen Phase eines Lipödems lässt sich die weitere Entwicklung der Krankheit so deutlich bremsen.
Was für Sport ist bei einem Lipödem möglich?
Leichte Ausdauersportarten und Kraftübungen bieten sich an, um Kalorien zu verbrennen und aktive Muskelmasse aufzubauen, welche einen höheren Grundumsatz begünstigt. Schon tägliche Spaziergänge bei erhöhtem Tempo können ein Anfang sein, um etwas gegen die Fettverteilungsstörung zu tun. Beim Sport sollten Kompressionsstrümpfe getragen werden.
Pader top/vit® Swinging Dumbbell Hantel
Pader top/vit® Swinging Dumbbell Hantel mit Gegengewicht, weiß 2,5kg
Schwimmen und Wassergymnastik sind in jedem Fall zu empfehlen, da Wasser ein hervorragendes Medium zur natürlichen Kompressionstherapie ist. Sport im Wasser schont die Gelenke, da der Auftrieb das Körpergewicht mitträgt. Weil der Wasserdruck an den Füßen am höchsten ist und zur Wasseroberfläche hin abnimmt, können Sie mit Aqua-Gymnastik oder -Aerobic effektiv den venösen Blutfluss sowie den Abfluss von Ödemen unterstützen.
Welche Übungen Sie machen können, hängt beispielsweise von Ihrem Alter, der aktuellen Kondition und dem Stadium Ihres Lipödems ab. Stimmen Sie Ihre Trainingsmöglichkeiten mit Ihrem Arzt oder Therapeuten ab. Sportliche Aktivität wird Ihnen vor allem dabei helfen, zusätzliches Übergewicht zu vermeiden und die Zunahme des Lipödems zu stoppen. Die Fettablagerungen des Lipödems selbst bleiben davon unberührt. Die psychologische Wirkung sportlicher Aktivität sollte ebenfalls nicht außer Acht gelassen werden. Die körperliche Leistung zu steigern, Muskulatur aufzubauen und einen Trainingsplan einzuhalten, vermittelt das Gefühl, etwas zu schaffen – voranzukommen.
Was ist die gesündeste Ernährung mit Lipödem?
Die gesündeste Ernährung mit Lipödem ist so gewählt, dass der Körper mit allen wichtigen Stoffen versorgt wird, während die Kalorienzufuhr kontrolliert und ungesunde Nährstoffe vermieden werden. Entscheidend ist, dass Sie eine Ernährungsweise finden, welche Sie ein Leben lang durchhalten können. Diäten helfen nicht gegen Lipödeme und sind früher oder später zu Ende. Wir raten dazu, mit Ernährungsexperten zu sprechen, um eine ausgewogene Ernährung zu finden, welche Ihre individuelle Lage berücksichtigt.
Lipödem, was tun? Hier einige allgemeine Tipps zur ausgewogenen Ernährung mit Lipödem:
- Verwenden Sie gesunde Fette wie sie in verschiedenen Nüssen oder Samen vorkommen. Meiden Sie möglichst Margarine oder Butter.
- Essen Sie salzarm. Salz bindet Wasser im Körper – überschüssiges Salz wiederum wird mit dem Urin ausgeschieden, was unter Umständen zu einem Flüssigkeitsmangel führen kann.
- Grundsätzlich ist es wichtig, ausreichend zu trinken. Ein erwachsener Mensch sollte für gewöhnlich mindestens zwei Liter Wasser am Tag zu sich nehmen. Zuckerhaltige Getränke und Alkohol sollten Sie mit einem Lipödem vermeiden.
- Essen Sie wenig Fleisch und Käse – Sie müssen nicht ganz darauf verzichten, sollten jedoch magere und kalorienarme Varianten bevorzugen.
- Gemüse ist mit das Beste, was Sie Ihrem Körper zuführen können. Die meisten Gemüsesorten enthalten so wenig Kalorien, dass Sie sich mehrmals am Tag damit satt essen können. Durch ihre Ballaststoffe begünstigen sie die Verdauung und auch der Blutzuckerspiegel bleibt stabil.
- Obst ist ebenfalls gesund, kann jedoch den Blutzucker steigen lassen. Genießen Sie es in Maßen. Süßigkeiten, Weißbrot und andere Speisen, die den Blutzuckerspiegel rasch treiben, sollten Sie vermeiden.
Liposuktion – die Operation zur Reduzierung des Fettgewebes
Die Liposuktion ist keine herkömmliche Fettabsaugung, sondern ein spezielles Verfahren zum gezielten Absaugen der krankhaften Fettablagerungen des Lipödems. Bei der Liposuktion wird die Absaugkanüle ausschließlich parallel zu den Lymphbahnen geführt, um deren Verletzung auszuschließen. Die Operation setzt präzise Kenntnisse des Verlaufs der Lymphgefäße voraus und sollte nur von entsprechend geschulten Medizinern durchgeführt werden.
Eine Liposuktion kann die Situation der betroffenen Frauen enorm verbessern. Erfolgreich durchgeführt, kann die Operation:
- eingelagerte Flüssigkeit entfernen und den Druckschmerz reduzieren oder gar zur Schmerzfreiheit führen
- dafür sorgen, dass die MLD seltener erfolgen oder ausbleiben kann und unter Umständen sogar das Tragen von Kompressionsstrümpfen gegen das Lipödem unnötig machen
- die Proportionen der betroffenen Körperpartien normalisieren und der Patientin so ein gesteigertes Selbstvertrauen verleihen
- bereits vorhandene Fettlappen und tiefe Falten, an denen wunde Stellen entstehen können, reduzieren oder beseitigen
- Fettablagerungen an den Innenseiten der Beine beseitigen, wodurch diese beim Gehen nicht mehr aneinanderreiben, was Hautreizungen vermeidet und das Gangbild normalisiert
- die Neigung zu blauen Flecken und Hämatomen reduzieren
- verhindern, dass aus dem Lipödem ein Lipo-Lymphödem entsteht
Die Liposuktion ist kein Allheilmittel gegen das Lipödem. Sie kann die Symptome stark lindern, mitunter sogar stoppen – ein Lipödem heilen kann sie nicht. Die Lebensqualität der Patientin sollte sich jedoch deutlich verbessern. Wie bei vielen chronischen Krankheiten ist die psychische Komponente auch beim Lipödem nicht zu unterschätzen. Gerade Patientinnen mit zuvor ausgeprägten Symptomen berichten nach einer Liposuktion von enorm gesteigertem Wohlbefinden – im späten Stadium des Lipödems fällt die Veränderung durch die Operation am meisten auf.
Am wirksamsten ist die Liposuktion jedoch, wenn sie bereits im ersten oder frühen zweiten Stadium des Lipödems durchgeführt wird. Um die Erfolge der Operation dauerhaft aufrechtzuerhalten, muss die Patientin lebenslange Disziplin mitbringen. Eine gesunde Ernährung und körperliche Bewegung sind unverzichtbar. Auch das Tragen von Kompressionsstrümpfen gegen das Lipödem muss in vielen Fällen beibehalten werden. Doch neben den proportionalen Verbesserungen kann vor allem die Reduzierung der Schmerzempfindlichkeit die Lebensqualität erhöhen.
Bedenken Sie, dass es sich um eine Operation handelt, der eine ausführliche ärztliche Untersuchung vorausgehen sollte. Es muss von Patientin zu Patientin abgewogen werden, ob der Eingriff sinnvoll ist oder ob Kontraindikatoren dagegensprechen. Holen Sie am besten mehrere medizinische Meinungen ein, bevor Sie sich für eine Liposuktion entscheiden.
Wann ist von der Liposuktion abzuraten?
Manche Patientinnen gehen mit einer sehr hohen Erwartungshaltung an die Liposuktion heran. Hier ist zu beachten, dass es schwer vorherzusagen ist, wie erfolgreich der Eingriff letztendlich verläuft. Die Operation kann das Lipödem mildern, aber nicht stoppen. Neben Fragen der Psyche sind vor allem gesundheitliche Gründe abzuwägen, die gegen eine Liposuktion sprechen könnten:
- Ist die Patientin in der Lage, die Operation, bei der Lokalanästhesie oder (selten) Vollnarkose nötig sein kann, gut zu überstehen?
- Bestehen Allergien gegen die verwendeten Anästhetika?
- Liegen Krankheiten oder Schädigungen von Herz, Leber, Nieren oder Lunge vor?
- Neigt die Patientin zu Krämpfen oder zu Thrombose?
- Werden gerinnungshemmende Medikamente eingenommen?
- Liegt eine generalisierte Entzündung des Fettgewebes vor? (Pannikulitiden)
- Ist die Patientin schwanger?
Einige Kontraindikatoren machen eine spezielle Methode der Liposuktion nötig. Hat die Patientin beispielsweise sehr schlaffe Haut oder sehr hohes Körpergewicht bis zur generalisierten Adipositas, ist vermutlich nur eine Wasserstrahl-assistierte Liposuktion (WAL) unter Vollnarkose möglich.
Psychotherapie – die Krankheit akzeptieren
Die Folgen des Lipödems von Schmerzen bis zum Verlust der als ästhetisch empfundenen Körperform wirken sich auch beträchtlich auf die Psyche aus. Betroffene Frauen leiden nicht selten unter einem negativen Selbstbild bis hin zu Depressionen. Oft gehen diese mit Essstörungen einher, welche wiederum zu einer Verschlechterung des Krankheitsbildes führen.
Es kann also sehr sinnvoll sein, die Behandlung des Lipödems durch eine begleitende Psychotherapie zu unterstützen. Die Krankheit zu akzeptieren und zu lernen, dennoch ein erfülltes Leben zu führen, ist ein wichtiges Ziel.
Kann man ein Lipödem stoppen?
Das Lipödem selbst ist nach aktuellem Stand der Medizin nicht heilbar, da die Ursachen der Krankheit nicht geklärt sind. Zwar lässt sich das Lipödem selbst nicht stoppen, doch mit der richtigen Behandlung und Lebensweise lassen sich die Symptome verlangsamen und in manchen Fällen sogar aufhalten. Je früher die Fettverteilungsstörung entdeckt und behandelt wird, desto besser sind die Erfolgsaussichten.
Was passiert, wenn man ein Lipödem nicht behandelt?
Wird das Lipödem nicht behandelt, besteht eine hohe Wahrscheinlichkeit, dass es sich mit weiteren Schüben immer mehr verschlimmert. Je ausgeprägter die Symptome sind, desto schwieriger lassen sie sich mitunter behandeln. Erreichen die Fettablagerungen im dritten Stadium des Lipödems einen kritischen Punkt, werden die betroffene Haut, Gelenke und natürlich die Psyche immer mehr in Mitleidenschaft gezogen. Die Ausprägung von Folgekrankheiten wie des Lipo-Lymphödems wird wahrscheinlicher.
Wird die Fettverteilungsstörung korrekt behandelt, lässt sich dagegen ein Zustand erreichen, bei dem die Auswirkungen des Lipödems unter Kontrolle bleiben. Dafür mögen Disziplin und verschiedene Lebensumstellungen nötig sein, doch die Anstrengung ist es sicher wert.
Lipödem, was tun? Fazit:
Das Lipödem ist eine chronische Krankheit, die großes körperliches und seelisches Leid verursachen kann. Doch betroffene Frauen stehen ihr nicht mehr hilflos gegenüber, da sich das Lipödem auf verschiedene Arten behandeln lässt. Entscheidend ist die frühe Erkennung der Krankheit, die zu oft noch als Übergewichtigkeit abgestempelt wird. Wenn Sie glauben, dass Sie an einem Lipödem im frühen Stadium leiden, suchen Sie eine Ärztin oder einen Arzt auf, wo Sie mit Ihren Sorgen ernst genommen werden.
Die Enttabuisierung der chronischen Fettverteilungsstörung schreitet voran und holt die Patientinnen zusehends aus der Isolation. Neben neuen Behandlungsmethoden hat sich auch im Bereich der Mode einiges getan – die unvermeidbaren Kompressionsstrümpfe werden mittlerweile auch in modischen Designs angeboten, die einen attraktiven und selbstbewussten Auftritt ermöglichen.
Wir wünschen allen Lipödem-Patientinnen den bestmöglichen Behandlungserfolg und einen selbstbewussten Umgang mit ihrer Krankheit!