Eine junge Frau macht ein überraschtes Gesicht, als sie beim Staubsaugen große Wollmäuse unter dem Sofa findet

Hausstauballergie – die heimliche Allergie des Alltags

Die Hausstauballergie ist eine der häufigsten Allergien und es ist fast unmöglich, ihr zu entkommen. Sie hat etwas Tückisches an sich, denn vielen Betroffenen ist nicht bewusst, dass sie eine Stauballergie haben. Die Symptome unterscheiden sich kaum von einem normalen Schnupfen und werden in Herbst und Winter oft mit einer Erkältung verwechselt. In Frühjahr und Sommer wird die Hausstauballergie häufig für einen Heuschnupfen gehalten. Schwache bis mittelstarke Ausprägungen dümpeln also oft jahrelang unentdeckt vor sich hin und sorgen für scheinbar chronische Symptome. Gefährlich wird die Hausstauballergie erst, wenn sich ein allergisches Asthma daraus entwickelt.

Die "Stauballergie" wird nicht wirklich von Staub, sondern von den Exkrementen mikroskopisch kleiner Hausstaubmilben verursacht, die in Staub und Schmutz zuhause sind. Man spricht mitunter auch von der "Hausstaubmilbenallergie". Eine Hausstauballergie lässt sich medizinisch nachweisen und erfolgreich behandeln. In diesem Blogbeitrag geht es um die Allergie und ihre Symptome sowie mögliche Behandlungen und Maßnahmen, die Sie selbst ergreifen können. Springen Sie einfach mit einem Mausklick auf das Inhaltsverzeichnis zum gewünschten Abschnitt.

Die Umrisse eines Hauses mit Giebel und Schornstein, in dicken Staub gemalt

Was ist eigentlich Hausstaub?

Hausstaub setzt sich aus winzigsten Partikeln und Fasern zusammen, die sich als feine, gräuliche Schicht auf allen Oberflächen ablagern. Wenn Staubpartikel sich in ausreichender Zahl zusammenballen, entstehen sogenannte Wollmäuse (oder "Lurche", falls sie in Österreich leben), die als zerfaserte, fusselige Gebilde von jedem Luftzug durch die Wohnung getrieben werden. Woraus sich Hausstaub im Detail zusammensetzt, hängt von Ihrer Wohnsituation und den Bedingungen vor Ort ab. Im Folgenden sehen Sie eine Liste von typischen Partikeln, die sich in allen Räumen, wo Menschen leben oder arbeiten, als Hausstaub ablagern.

  • Die tägliche Benutzung von Möbeln und Bezügen sowie das Tragen von Kleidung sorgen für minimalen Abrieb textiler Fasern und Fusseln. Als mikroskopisch kleine Partikel verteilen sich diese in der Umgebung.
  • Die Haut von Menschen und Haustieren erneuert sich ständig – abgestorbene Haut fällt in Form winziger Hautschuppen ab, trocknet aus und zerfällt zu winzigen Partikeln. Verschiedene Tierchen wie Silberfische oder Milben ernähren sich von diesen Hautschuppen und/oder ausgefallenen Haaren.
  • Haare tragen ebenfalls zur Staubbildung bei, da Menschen und Haustieren wie Hunden oder Katzen täglich etliche Haare ausfallen. Längere Haare ballen sich oft zu Klumpen zusammen und wirken als regelrechte „Staubfänger“, an denen weitere Staubpartikel haftenbleiben. Haare zersetzen sich nur sehr langsam. Auch Vogelfedern zerfallen langsam zu Staub.
  • Hausstaubmilben und ihr Kot sind typische Bestandteile des Hausstaubs. Tote, zerfallende Milben sowie die Exkremente lebender Tiere sind die eigentlichen Auslöser der Hausstaubmilbenallergie.
  • Abgeworfene Blätter, Samen und Blütenstaub von Zimmerpflanzen zerfallen mit der Zeit zu Pflanzenfasern und Partikeln, die sich mit dem restlichen Staub vermischen.
  • An den Schuhen und der Kleidung haften Schmutzpartikel an, die von draußen in die Wohnung hereingetragen werden. So kommen auch Teilchen von Erde, Blättern, Bauschutt und sonstigem Straßenabrieb in den Hausstaub.
  • Abgase und Schadstoffe enthalten Partikel wie Ruß oder Feinstaub, welche über geöffnete Fenster in die Wohnung gelangen und sich als Staub ablagern.

Staub ist im Alltag unvermeidbar. Industrielle Einrichtungen, die aufgrund seiner elektrostatischen Eigenschaften vor dem Staub geschützt werden, müssen mit enorm aufwändigen Schutzmaßnahmen abgeriegelt werden. Für die meisten Menschen ist Hausstaub jedoch zunächst vor allem ein ästhetisches Problem. Es sieht hässlich und unordentlich aus, wenn Fußböden und Möbel von einer Staubschicht überzogen sind. Normale Alltagshygiene beseitigt den sichtbaren Staub zuverlässig. Doch um eine Hausstauballergie auszulösen, reichen bereits geringe Mengen mit Milbenkot versetzten Staubs aus. Ob Sie eine Stauballergie bekommen, hat also nichts mit mangelnder Hygiene zu tun – wie bei jeder Allergie kommt alles darauf an, wie Ihr Immunsystem auf ein bestimmtes Allergen reagiert.

Eine junge Frau muss heftig niesen, während sie im Wohnzimmer den Staubsaugerbeutel auswechselt

Symptome einer Hausstauballergie

Die Symptome einer Hausstauballergie erinnern an eine alltägliche Erkrankung. Typisch sind anschwellende Schleimhäute, eine verstopfte oder frei fließende Nase sowie häufiges und heftiges Niesen. Allergische Niesanfälle können eine Weile anhalten und sehr erschöpfend sein - auffällig häufiges Niesen in den eigenen vier Wänden ist also ein guter Indikator für eine Stauballergie. Die Symptome können sich auch an den Augen zeigen, wo sie in Form von Juckreiz, Rötung und starkem Tränenfluss auftreten. Seltener kommt es zu Hautausschlag oder Urtikaria mit Quaddelbildung. Die Symptome sind oft am stärksten, wenn Allergiker in ihrem Bett liegen, da Hausstaubmilben sich gern in Bettbezügen und Matratzen aufhalten.

Bei schwereren Ausprägungen kann die Hausstaubmilbenallergie in eine Bronchitis übergehen und langfristig das gefürchtete allergische Asthma verursachen. Alle dieser Symptome treten auch bei Erkältungen, Grippeerkrankungen oder Allergien gegen Pollen und Tier-Allergene auf. Gerade bei schwachen Beschwerden gewöhnen sich Betroffene mit der Zeit an den permanenten "Verschnupfungszustand" und versuchen, damit zu leben. Das häufige Auftreten der Symptome zu jeder Jahreszeit sollte jedoch aufmerken lassen - vor allem, wenn die Symptome an der frischen Luft nachlassen, um dann in Innenräumen zurückzukehren.

Lassen Sie sich ärztlich beraten und untersuchen, falls die beschriebenen Beschwerden auf Sie zutreffen - Sie könnten an einer Hausstauballergie leiden.

Grafische, vergrößerte Darstellung von Hausstaubmilben mit ovalem Körper, stacheligen, spinnenartigen, Beinen und dornartigen Mundwerkzeugen

Hausstaubmilben verursachen die Stauballergie mit ihrem Kot

Hausstaubmilben sind winzige Spinnentierchen, die sich an das Leben im Staub angepasst haben. Sie kommen praktisch ausschließlich in menschlichen Behausungen vor, da sie sich von unseren abgestorbenen Hautschuppen und Haaren ernähren. In unserem Staub finden sie ihre Nahrung - sie leben jedoch nicht darin. Hausstaubmilben bevorzugen eine hohe Luftfeuchtigkeit und nisten sich gern in Betten ein. Der menschliche Körper schwitzt im Schlaf und sorgt so für ein feuchtwarmes Klima, wie die Milben es lieben. Dank unserer ausfallenden Hautschuppen und Haare können sie sogar im Bett frühstücken. Übrigens ernähren sich manche Milbenarten vermutlich auch von Schimmelsporen und Schimmelpilzen - diese Tierchen machen sich zumindest ein bisschen nützlich.

Der Kot der Milben sowie die Überreste toter Milben vermischen sich als feinste Partikel mit dem sonstigen Staub in der Umgebung. So werden die Allergene eingeatmet oder kommen mit den Schleimhäuten in Mund, Nase und Augen in Kontakt. Ausgelöst wird die Allergie durch bestimmte Eiweiße, die vor allem im Milbenkot enthalten sind. Diese Eiweiße sind eigentlich harmlos, doch im Falle einer Allergie startet das Immunsystem auf Abwehr und hetzt seine Antikörper auf die Milben-Proteine. Die Antikörper attackieren die Allergene mit Histamin - einem entzündungshemmenden Stoff. Das Histamin löst allergische Reaktionen wie Juckreiz, Niesen oder eine laufende Nase aus.

Die Hausstaubmilben selbst sind so winzig, dass sie mit dem bloßen Auge kaum zu finden sind. Sie vermehren sich bei guten Bedingungen schnell und können sogar lange Perioden mit lebensfeindlichen Bedingungen überstehen. Stinkt die Luftfeuchtigkeit zu stark ab, können Milben ein sogenanntes "Dauerstadium" einnehmen. Sie bilden sich dabei auf einen fast leblosen Zustand zurück und können lange Zeit überdauern, um bei steigender Luftfeuchtigkeit erneut aktiv zu werden. Deshalb ist die Milben-Dichte in Wohnungen im Winter am niedrigsten, wenn trockene Heizungsluft den Hausstaubmilben zusetzt. Am stärksten vermehren sich die Spinnentiere von Frühjahr bis Herbst.

Der Unterarm eines Patienten wird für den Pricktest vorbereitet, indem eine Ärztin per Pipette Tropfen mit Allergenen auf zuvor markierte Hautpartikeln aufbringt

Hausstauballergie diagnostizieren und hyposensibilisieren

Mit einem Allergietest lässt sich einfach nachweisen, ob Sie an einer Hausstauballergie leiden. Ein solcher Test kann in einer allergologischen Arztpraxis durchgeführt werden - viele Allgemeinmediziner oder Hautärzte haben sich zusätzlich auf Allergien spezialisiert. Ein Pricktest ist die übliche Vorgehensweise. Dabei handelt es sich um einen Hauttest, bei dem die oberste Hautschicht durch ein Tröpfchen Flüssigkeit mit Allergenen hindurch leicht angeritzt wird. Das Allergen kann ins Hautgewebe eindringen, wo es eine sichtbare Reaktion auslöst, falls eine Allergie besteht.

Die Symptome einer Hausstauballergie lassen sich mit Medikamenten zur Unterdrückung der Histamin-Produktion behandeln. Spezielle Nasensprays lassen die Nasenschleimhäute abschwellen, haben jedoch den Nachteil, dass ihre Wirkung bei längerer Anwendung nachlässt. Generell dürfte es in den meisten Fällen mehr Sinn machen, der Allergie mit einer Hyposensibilisierung zu Leibe zu rücken, um sie dauerhaft zu schwächen oder gar zu vertreiben.

Die Hyposensibilisierung kann per subkutaner Injektion oder über Präparate zum Einnehmen stattfinden. Patienten bekommen dabei über einen langen Zeitraum hinweg langsam steigende Dosen des Allergens verabreicht. Der gesamte Prozess kann drei bis fünf Jahre dauern, verspricht jedoch gute Chancen, die Allergie dauerhaft abzuschwächen.

Eine Frau wischt die Oberfläche eines Holztisches feucht ab und benutzt dabei eine Sprühflasche mit Reinigungsmittel und trägt Schutzhandschuhe

Maßnahmen, um besser mit einer Hausstauballergie zu leben

Wer an einer Hausstauballergie leidet, kann verschiedene Maßnahmen ergreifen, um die Allergen-Belastung in den eigenen vier Wänden zu senken. Zwar lässt sich Hausstaub nicht komplett vermeiden - er kann jedoch reduziert werden. Den Milben selbst mit Chemie zu Leibe zu rücken, ist jedenfalls sinnlos und jeder Kammerjäger wird hier abwinken. Die Tiere werden sich immer wieder ausbreiten. Auch natürliche Fressfeinde wie Raubmilben oder Silberfische senken die Population der Hausstaubmilben nicht ausreichend. Hygiene ist die beste Antwort auf eine Hausstaubmilbenallergie.

  • Hausstaubmilben leben vor allem in Bettbezügen, Bettlaken und Matratzen, weil sie dort die meisten Hautschuppen sowie ein ideales, feuchtes Klima finden. Waschen Sie Ihre Bettwäsche und Laken einmal pro Woche bei mindestens 60 Grad, um Milben und ihren Kot zuverlässig zu entfernen. Lüften Sie morgens nach dem Aufstehen die Liegefläche, bevor Sie das Bett machen, damit die Feuchtigkeit des Nachtschweißes entweichen kann.
  • Teppiche beherbergen ebenfalls zahlreiche Milben - vor allem dann, wenn Sie Haustiere haben, deren Hautschuppen und Haare in den Teppichen landen. Saugen Sie alle Teppiche mehrmals pro Woche gründlich ab. Besser noch: Ersetzen Sie alle Teppiche durch Parkett, Laminat oder Fliesen. Glatte Böden sind leichter zu reinigen und bieten Hausstaubmilben keinen Rückzugsraum.
  • Alles, was flauschig ist und eine Oberfläche aus Textil- oder Synthetik-Fasern besitzt, kann Staubmilben als Unterschlupf dienen. Kuscheldecken, Sofakissen, Vorhänge und Möbelbezüge - reduzieren Sie diese, wo möglich oder verstauen Sie Decken und Kissen in verschließbaren Behältern. Möbel mit Leder- oder Kunstlederbezügen lassen sich leichter abwischen.
  • Kuscheltiere sind natürlich ideale Behausungen für Hausstaubmilben. Es sollte jedoch vermieden werden, dass Kinder auf ihre flauschigen Begleiter verzichten müssen. Viele Stofftiere können bei 60 Grad gewaschen werden. Ist dies nicht möglich, können Sie das Kuscheltier von Zeit zu Zeit 12-24 Stunden im Gefrierfach einfrieren, um es dann bei geeigneter Temperatur zu waschen.
  • Staub schwebt in Form feiner Partikel in der Luft, da er bei jeder Bewegung vom Boden aufgewirbelt wird. Häufiges Lüften aller Wohnräume reduziert die Staubmenge in der Luft. Luftreiniger mit starken HEPA-Filtern können die Partikeldichte in der Raumluft auf ein Minimum reduzieren. Als Hausstauballergiker sollten Sie zumindest Ihre Staubsauger mit HEPA-Filtern ausstatten, um auch feinste Partikel zurückzuhalten.
  • Falls Sie nach einem natürlichen Hausmittel gegen Milben suchen, könnten Sie naturreines Teebaumöl ausprobieren. Dieses ätherische Öl wird aus den Blättern des australischen Teebaums gewonnen und enthält keine Konservierungsstoffe. Es heißt, dass sein Geruch Insekten und Milben für eine Weile vertreiben könne. Geben Sie einen Schuss Teebaumöl ins Putzwasser und sprühen Sie damit Möbel und Vorhänge ein oder wischen Sie die Fußböden damit ab. Wissenschaftlich erprobt ist diese Methode jedoch nicht.

Beim Putzen kommen sie unverweigerlich mit Hausstaub in Kontakt - deshalb kann es sinnvoll sein, dabei Schutzkleidung zu tragen. Einmalhandschuhe vermeiden den direkten Hautkontakt mit Staub und können nach der Benutzung einfach entsorgt werden. Medizinischer Mundschutz bewahrt Sie davor, Staubpartikel einzuatmen. Besonders effizient sind FFP2-Masken, da diese selbst feinste Partikel aus der Atemluft filtern können. Wischen Sie mit feuchten Tüchern, dann wirbelt weniger Staub auf. Oberflächen von Keyboards, Telefonen und anderen häufig angefassten Objekten macht der Einsatz von feuchten Desinfektionstüchern Sinn, um zugleich Keime zu beseitigen, welche an diesen Orten im Staub leben könnten.

Autor: Matthias Protzel
Matthias Protzel
Viele unserer Blogbeiträge stammen aus der Feder des selbstständigen Hamburger Autoren Matthias Protzel, der einst seinen Zivildienst beim Rettungsdienst des Roten Kreuzes absolvierte und sich seitdem ein aktives Interesse an medizinischen Themen bewahrt hat. Heute bietet er als Freelancer „Northern Blue" professionelle Texte aller Art an und schreibt im Auftrag von Medicalcorner24 über verschiedenste Gesundheitsthemen.